Als Legacy-Systeme werden veraltete Computersysteme oder Software bezeichnet. Diese älteren Systeme sind mitunter fest in der Infrastruktur eines Unternehmens verwurzelt. Werden solche Systeme immer noch genutzt, ist das Wachstum eines Unternehmens gefährdet. Solche Systeme können kritische Prozesse unterstützen und Stabilität bieten. Für den Unternehmenserfolg und die dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit ist es wichtig, dass diese Systeme modernisiert werden. Das bedarf umfassender Analysen und einer effektiven Modernisierungsstrategie.
Die Wahl der geeigneten Modernisierungsstrategie für Legacy-Systeme ist entscheidend für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens. Die Modernisierung solcher Systeme stellt häufig eine große Herausforderung dar, da veraltete Systeme oft nicht mehr vollständig wartbar sind und erhöhte Sicherheitsrisiken beinhalten. Gleichzeitig stellen neue Geschäftsmodelle hohe Anforderungen an Unternehmen, weshalb die Integration neuer Technologien unerlässlich ist.
Die Modernisierung von Legacy-Systemen umfasst weit mehr als nur technische Erneuerungen. Sie hat eine strategische Bedeutung und erfordert daher eine gründliche Planung. Umso wichtiger ist es, eine effektive Modernisierungsstrategie für Legacy-Systeme zu entwickeln. Im Folgenden werden die wichtigsten Best Practices für die Entwicklung und Umsetzung einer solchen Strategie zur Software-Modernisierung vorgestellt und erläutert.
Genaue Bewertung des Ist-Zustands als Basis für den Erfolg
Für den dauerhaften Erfolg der Modernisierungsstrategie für Legacy-Systeme und des gesamten Unternehmens muss zunächst der Ist-Zustand im Unternehmen umfassend bewertet werden. In die Bewertung werden verschiedene Faktoren einbezogen.
Vollständiges Inventar als Basis
Bei der Umsetzung von Software-Modernisierungsprojekten bildet die Erfassung des vollständigen Inventars die Basis zur Entwicklung einer Modernisierungsstrategie. Dadurch erhalten Unternehmen einen vollständigen Überblick über die vorhandene IT-Landschaft. Der Überblick informiert darüber, welche Komponenten noch genutzt werden können und wo eine Modernisierung erforderlich ist. Unternehmen bekommen wertvolle Hinweise, wo sie mit der Modernisierung beginnen müssen, was bei der Software zu tun ist und welche Hardware-Komponenten künftig benötigt werden.
Netzwerk entwirren und Softwareabhängigkeiten feststellen
Die verschiedenen Komponenten der Software in einem Unternehmen sind miteinander verknüpft und voneinander abhängig. Um ein Legacy-System zu modernisieren, muss man diese Abhängigkeiten erst feststellen. Schnittstellen und Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Systemkomponenten müssen exakt erfasst und dokumentiert werden. Dabei wird auf die in den verschiedenen Abteilungen genutzten Softwarekomponenten sowie deren Stärken und Schwächen eingegangen. Es ist zu prüfen, wie die einzelnen Komponenten ineinandergreifen. Unternehmen finden auf der Grundlage der Dokumentation wichtige Anhaltspunkte für die Planung von Modernisierungsmaßnahmen und bestimmen, wo sie ansetzen müssen und in welchem Umfang eine Modernisierung erforderlich ist.
Analyse von Leistungsschwächen und Sicherheitsrisiken
Das Problem der Alt-Systeme liegt in der Leistungsschwäche. Diese Systeme weisen Lücken auf und sind nicht mehr leistungsstark genug, um die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu gewährleisten. Es ist daher für die Entwicklung der geeigneten Modernisierungsstrategie von Bedeutung, eine Leistungsüberprüfung vorzunehmen, Leistungsschwächen festzustellen und zu dokumentieren. Mit einer verbesserten Leistung können Unternehmen ihre Produktivität verbessern.
Ein Problem bei den Alt-Systemen sind die Sicherheitsrisiken. Oft ist Legacy-Software nicht mehr sicher genug vor Hackerangriffen. Die Bedrohungen werden immer komplexer, da Hacker immer neue Angriffsstrategien entwickeln. Häufig werden die Alt-Systeme den neuesten Sicherheitsstandards nicht mehr gerecht. Mit regelmäßigen Sicherheitsaudits lassen sich solche Risiken minimieren. Sensible Unternehmensdaten können damit wirksamer vor Angriffen geschützt werden.
Sicherung der Regelkonformität mit dem Compliance-Check
Compliance dient dazu, Unternehmen vor rechtlichen, finanziellen und reputationsbezogenen Risiken zu schützen, indem die Einhaltung aller relevanten gesetzlichen Bestimmungen und branchenspezifischen Richtlinien sichergestellt wird. Bei einem Compliance-Check müssen Unternehmen die geltenden Rechtsgrundlagen berücksichtigen und ihr Compliance-Management prüfen. Besonders wichtig sind dabei die Datenschutzkonformität und die Einhaltung der DSGVO sowie die Beachtung aktueller Sanktionen.
Für den Compliance-Check wird ein Compliance-Audit durchgeführt. Dieses Audit kann sowohl von einem internen Auditor der Compliance-Abteilung des Unternehmens als auch von einem externen Auditor einer unabhängigen Organisation durchgeführt werden. Dabei wird die Einhaltung der rechtlichen Grundlagen und branchenspezifischen Vorschriften geprüft. Das Audit zeigt auf, in welchen Bereichen Compliance-Defizite bestehen und wo Verbesserungen notwendig sind.
Ein Blick auf die Kosten zur Feststellung der finanziellen Realität
Legacy-Systeme werden in Unternehmen häufig weitergenutzt, obwohl sie nicht immer kostengünstig sind. Tatsächlich verursachen sie oft hohe Wartungs- und Betriebskosten, die langfristig die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen können. Daher ist es wichtig, in deren Modernisierung zu investieren, um den Erfolg des Unternehmens zu sichern. Eine gründliche Analyse des verfügbaren Budgets ist dabei unerlässlich. Der Kostenfaktor bestimmt, ob, wie und in welchem Umfang eine Modernisierung durchgeführt werden sollte.
Direkte Einsichten über Nutzerfeedback gewinnen
Eine wichtige Grundlage für die Entscheidung, ob eine Modernisierung erforderlich ist, liefert das Feedback der Nutzer. Sowohl die IT-Abteilung als auch die Anwender in den verschiedenen Abteilungen sind mit den Stärken und Schwächen der vorhandenen Systeme vertraut. Ihr Feedback bietet wertvolle Einblicke, was gut funktioniert und was langfristig verbessert werden muss. Durch die Identifizierung von Verbesserungsbedarf und die Umsetzung einer passenden Modernisierungsstrategie für Legacy-Systeme lassen sich diese Schwächen gezielt angehen.
Priorisierung nach Risiko als Schlüssel zum Erfolg
Innerhalb der bestehenden Legacy-Systeme muss eine umfassende Risikobewertung durchgeführt werden. Dabei stehen Ausfallrisiken, Kostenrisiken aufgrund hoher Wartungskosten sowie Risiken in Bezug auf Datensicherheit und mögliche Hackerangriffe im Fokus. Sowohl die IT-Abteilung des Unternehmens als auch externe IT-Spezialisten spielen eine entscheidende Rolle bei der Risikoanalyse.
Die Risiken mit der höchsten Wahrscheinlichkeit und mit der höchsten Gefahr für das Unternehmen werden priorisiert. Unternehmen können dafür eine Gewichtung mit verschiedenen Faktoren vornehmen und jedem Risiko einen bestimmten Faktor zuordnen.
Ein besonders hohes Risiko stellt beispielsweise die Bedrohung durch Cyberangriffe dar. Angreifer können auf sensible Daten des Unternehmens zugreifen, Schadsoftware einschleusen und damit den Totalausfall des Systems herbeiführen. Dies könnte schwerwiegende wirtschaftliche Schäden für das Unternehmen nach sich ziehen.
Auch die Datensicherheit nimmt eine zentrale Rolle ein und könnte in der Priorisierung der Risiken an zweiter Stelle stehen. Schließlich muss auch die erschwerte Wartbarkeit als Risiko bei der Modernisierung berücksichtigt werden, um die langfristige Stabilität und Effizienz der Systeme sicherzustellen.
Gemeinsam zum Erfolg mit dem Engagement der Stakeholder
Für den Erfolg der Modernisierungsstrategie für Legacy-Systeme müssen verschiedene Stakeholder-Gruppen einbezogen werden. Sie bringen ihre Ideen ein und wissen als Beteiligte, wo es Schwachstellen gibt und was verbesserungswürdig ist. Die wichtigste Stakeholder-Gruppe ist das IT-Personal im Unternehmen, das sich mit Hard- und Software auskennt. Eine weitere Stakeholder-Gruppe sind die Mitarbeiter in den verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens als Endnutzer. Auch das Management muss einbezogen werden, denn es entscheidet über das Budget und darüber, ob eine Modernisierung tatsächlich notwendig ist.
Eine effektive Kommunikation mit den Stakeholdern ist die Basis für den Erfolg. Die Stakeholder-Gruppen müssen zeitnah über die verschiedenen Maßnahmen und den Stand der Durchführung informiert werden.
Eine wichtige Rolle bei der Modernisierung von Legacy-Software nimmt das Change Management im Unternehmen ein. Es umfasst die Planung, Implementierung und Überwachung von Maßnahmen, die notwendig sind, um Veränderungen in der IT-Infrastruktur erfolgreich durchzuführen.
Phasenweiser Ansatz mit der stufenweisen Modernisierung
Um den Modernisierungsprozess überschaubar zu gestalten und gleichzeitig hohe einmalige Kosten zu vermeiden, kann er in verwaltbare Phasen unterteilt werden. Ein Plan, der die Priorisierung der Risiken berücksichtigt, bildet dabei eine wichtige Grundlage. Die Modernisierung beginnt in den Bereichen, in denen die höchsten Risiken bestehen. Alternativ kann die Phaseneinteilung auch vom verfügbaren Budget abhängen. Eine weitere Option ist die stufenweise Modernisierung in den einzelnen Abteilungen des Unternehmens.
Ein phasenweiser Ansatz bietet verschiedene Vorteile:
- Kosteneffizienz: Finanzielle Mittel werden nach und nach eingesetzt, wodurch das Budget nicht übermäßig belastet wird.
- Verbessertes Risikomanagement: Die Modernisierung kann dort beginnen, wo das Risiko am höchsten ist, wodurch Risiken gezielt minimiert werden.
- Erhöhte Übersichtlichkeit: Die Planung und Durchführung sind klar strukturiert, da die Modernisierung nicht in allen Abteilungen gleichzeitig stattfindet.
- Kontinuität des Geschäftsbetriebs: Der laufende Geschäftsbetrieb wird nicht unterbrochen, da das gesamte Unternehmen nicht gleichzeitig in den Modernisierungsprozess eingebunden ist.
- Bessere Kontrolle: Durch die schrittweise Umsetzung ist der Fortschritt leichter zu überwachen und zu steuern.
Beispiele für typische Phasen in einem Modernisierungsprojekt sind:
- Initiales Assessment: Einführung in die Modernisierungsstrategie mit einer klaren Erklärung der Notwendigkeit, um die Akzeptanz bei allen Stakeholdern sicherzustellen und die Basis für den weiteren Prozess zu legen.
- Pilotprojekte: Durchführung von Pilotprojekten in ausgewählten Abteilungen, um die Modernisierung in einem kontrollierten Rahmen zu testen. Diese Projekte dienen dazu, potenzielle Herausforderungen zu identifizieren und Lösungsansätze zu erproben, bevor die Modernisierung unternehmensweit ausgerollt wird.
- Schrittweise Implementierung: Nach erfolgreicher Pilotphase erfolgt die schrittweise Modernisierung der Systeme in den verschiedenen Abteilungen. Dabei wird jede Phase sorgfältig geplant und umgesetzt, wobei die zuständigen Mitarbeiter umfassend geschult und in die neuen Systeme eingewiesen werden, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
Flexible Planung mit der agilen Dynamik
Agile Methoden bei der Planung und Durchführung von Modernisierungsprojekten zeichnen sich durch Flexibilität und moderne Technologien aus. Sie ermöglichen eine schnelle Reaktion auf Veränderungen in Unternehmen und können innerhalb kurzer Zeit die Effizienz im Unternehmen verbessern. Sie bieten auch eine gute Übersicht über die Durchführung.
Beispiele für agile Praktiken sind Scrum und Kanban. Bei Scrum handelt es sich um eine Methode, die sich für kleine Teams eignet und deren selbst orientierte Arbeit erlaubt. Regelmäßige Feedbackschleifen sorgen für eine effiziente Umsetzung der Strategie. Schlanke Prozesse und die schrittweise Entwicklung machen den Prozess überschaubar.
Eine weitere agile Methode ist Kanban. Die Arbeit wird über ein Kanban-Board visualisiert, um die Durchführung übersichtlicher zu gestalten. Einen hohen Stellenwert hat die Vermeidung von Störungen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Um eine effiziente Durchführung zu gewährleisten und schnell auf mögliche Störungen zu reagieren, sind regelmäßige Reviews erforderlich. Schwachstellen können schnell ermittelt und beseitigt werden. Da Anpassungen im Projektverlauf schnell möglich sind, lassen sich hohe Kosten durch aufwendige Umstrukturierungen vermeiden.
Roadmap als Wegweiser für die Modernisierung
Die Komponenten einer effektiven Modernisierungs-Roadmap sind
- Zeitrahmen: Festlegung eines klaren Zeitplans, in dem die Modernisierung abgeschlossen und die einzelnen Schritte durchgeführt werden müssen. Dieser Zeitrahmen dient auch zur regelmäßigen Kontrolle des Fortschritts.
- Kostenrahmen: Definition des Gesamtbudgets und der Budgetzuweisungen für die einzelnen Schritte, um die finanzielle Planung und Kontrolle zu gewährleisten.
- Meilensteine: Identifizierung von wichtigen Etappen und Zwischenschritten, die den Fortschritt der Modernisierung markieren und die erfolgreiche Durchführung unterstützen.
- Ressourcenzuweisung: Effektive Nutzung der vorhandenen Ressourcen durch die genaue Zuordnung von Personal, Technologie und finanziellen Mitteln zu den entsprechenden Aufgaben und Komponenten.
- Abschluss der Modernisierungsmaßnahmen: Sicherstellung, dass alle Maßnahmen ordnungsgemäß abgeschlossen werden, gefolgt von einer abschließenden Kontrolle zur Überprüfung der Ergebnisse.
- Einweisung und Schulung: Durchführung von Schulungen und Einweisungen, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter im Umgang mit den modernisierten Systemen geschult sind und diese effektiv nutzen können.
Mit der Roadmap lässt sich der Fortschritt bei der Legacy-Software-Modernisierung anhand der dort festgelegten Schritte überwachen. Bei Abweichungen ist eine schnelle Reaktion möglich. Anhand der Roadmap können Projektziele im Unternehmen klar kommuniziert werden. Sie gewährleistet Transparenz, da die einzelnen Schritte, der Zeitrahmen und das Budget darin festgelegt sind.
Kommt es zu Veränderungen in der Projektumgebung oder muss das Unternehmen auf neue geschäftliche Anforderungen reagieren, lässt sich die Roadmap anpassen. Der Zeitrahmen, aber auch die einzelnen Meilensteine und das Budget können angepasst werden. Auch eine Umverteilung der Ressourcen ist möglich.
Fazit
Nachhaltige Modernisierungsstrategien für Legacy-Systeme sind entscheidend für den langfristigen Unternehmenserfolg. Agile Methoden ermöglichen eine flexible Anpassung an veränderte Anforderungen und minimieren Risiken durch eine schrittweise Implementierung. Ein gezieltes Change Management sorgt für reibungslose Übergänge.
Nach der Umsetzung der Modernisierung sind kontinuierliche Überwachung, Performance-Analysen und Sicherheitsaudits erforderlich, um die Effizienz der Systeme und die Einhaltung von Compliance-Vorgaben zu gewährleisten. Regelmäßige Technologie-Upgrades und die Beibehaltung agiler Methoden sorgen dafür, dass die IT-Infrastruktur flexibel bleibt und sich schnell an neue Marktentwicklungen und Technologien anpassen kann.
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