Der Einfluss von Eigenkapital auf das Rating

Der Einfluss von Eigenkapital auf das Rating

Allgemein kann man sagen, dass die Ausstattung mit Eigenkapital bei kleinen und mittleren Unternehmen schlecht ist und von manchen sogar als besorgniserregend beschrieben wird. Festzustellen ist auch, dass, je größer das Unternehmen ist, um so größer auch dessen Eigenkapitalquote ausfällt. Die Untersuchung „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Herbst 2001“ der Creditreform kommt zu folgendem Ergebnis:

  • Finanzlage mittelständischer Unternehmen bleibt weiterhin schwierig,
  • das Zahlungsverhalten ist immer noch nicht befriedigend,
  • die Eigenkapitalausstattung ist dürftig,
  • die Ertragslage ist angespannt.

Hinsichtlich der Eigenkapitalquoten kam es zu folgenden Resultaten: Die Zahl der kapitalschwachen Unternehmen mit weniger als zehn Prozent liegt bei 39,6 Prozent, in 2000 betrug sie noch 38,8 Prozent. Die Zahl der nach Auffassung der Creditreform solide finanzierten Unternehmen wuchs um 1,3 Prozent auf 20,3 Prozent. Aufgrund der konjunkturellen Entwicklung ist die Baubranche besonders betroffen. Die Untersuchung ergab, dass hier eine klare Zunahme bei der unterkapitalisierten Unternehmen zu verzeichnen ist (2001: 54,1 Prozent; 2000: 35,8 Prozent). Nach Branchen ergibt sich dieses Bild:

 

Branche

 

 

Jahr 2000 in %

 

 

Jahr 2001 in %

 

Verarbeitendes Gewerbe32,635,3
Bau35,854,1
Handel45,438,5
Dienstleistung42,034,2
Gesamt38,839,6

Quelle: Creditreform

Nach Meinung der Creditreform werden sich die zumeist nicht genügenden Eigenkapitalquoten erschwerend auf die Unternehmensfinanzierung auswirken, da Banken und Sparkassen vor dem Hintergrund von Basel II vorsichtiger agieren werden.

Dr. Alexander v. Tippelskirch, Sprecher des Vorstandes der IKB Deutsche Industriebank AG, Düsseldorf zeichnete während des 17. Bankentages in Berlin dieses Bild:

Nach Auffassung von Dr. v. Tippelskirch wird der Kapitalbedarf mittelständischer Unternehmen steigen. Die Gründe sieht er in der zunehmenden Internationalisierung von Handel und Produktion, dem voranschreitenden technischen Fortschritt, der Verkürzung von Produktlebenszyklen und der schnellen Ausbreitung von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien. Er geht davon aus, dass der Mittelstand aufgrund seiner Eigenkapitalschwäche Probleme haben wird die benötigten Kapitalmittel zu akquirieren.

Er führt weiter aus, dass die Entwicklung neuer Produkte, der Aufbau des Electronic Business und die Erschließung neuer Märkte im Zuge von Globalisierungsaktivitäten mit erheblichen Risiken verbunden ist. Dem ist sicherlich zuzustimmen.

Dr. v. Tippelskirch geht davon aus, dass sich bei steigendem Kapitalbedarf und einem zunehmenden Geschäftsrisiko die Rahmenbedingungen der Kapitalbeschaffung verschärft werden und ein Ausweg das Eigenkapital darstellt. Wie vor ausgeführt, ist dieses im Mittelstand jedoch nicht stark ausgeprägt. Es ist daher erforderlich, dass der Mittelstand seine Eigenkapitalbasis stärkt. Damit kann der Mittelstand ein besseres Rating erhalten und die Konditionen für die Kreditvergabe fallen günstiger aus, so die Meinung von Dr. v. Tippelskirch.

Weiter stellt er fest, dass der langfristige Kredit für den Mittelstand nach wie vor eine tragende Säule der Finanzierung verkörpert, da er eine sichere Kalkulationsgrundlage und vergleichsweise niedrige Kapitalkosten bietet.

Hier ist zu berücksichtigen, dass der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht im fortgeschrittenen Ratingansatz eine Laufzeitanpassung plant. Der Ausschuss schlägt für lang laufende Kredite Eigenkapitalzuschläge vor. So führte Dr. Wolfgang Arnold, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken anlässlich einer Rede am 04. September 2001 aus, dass wohl in der Diskussion sei, Zuschläge von bis zu 600 % für einen einen 7-jährigen Kredit gegenüber einem entsprechenden Ein-Jahreskredit zu erheben. Es liegt auf der Hand, dass, wenn sich der Ausschuss durchsetzt, mit einer zum Teil erheblichen Verteuerung von Finanzierungskosten zu rechnen ist.

Für Dr. v. Tippelskirch steht fest, dass der Mittelstand zukünftig in höherem Maße als bisher die Risiken seines Geschäfts selbst übernehmen muss, da die Überwälzung von Geschäftsrisiken auf die Banken zu höheren Kapitalkosten führt. Als Ausweg sieht Dr. v. Tippelskirch:

  • eine stärkere Eigenkapitalbasis, die sich vor allem über institutionelle Beteiligungsformen generieren lässt, und
  • die nachhaltige Ertragskraft.

Dies seien die Grundlagen für beste Bonitäten.

Unter der Überschrift „Stimmungstief im rheinisch-westfälischen Mittelstand“ veröffentlichte die WGZ Bank (zugehörig zu den Volks- und Raiffeisenbanken) am 22.08.2001 eine Pressemitteilung und zeigt darin folgendes auf:

Im Rahmen einer Konjunkturumfrage unter 1.488 Unternehmen im Geschäftsgebiet der WGZ-Bank Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank eG wurde festgestellt, dass die Stimmung im rheinisch-westfälischen Mittelstand auf einen langjährigen Tiefpunkt zurückgefallen ist und davon alle Wirtschaftszweige betroffen sind.

Bezogen auf die Eigenkapitalausstattung des Mittelstands kam es zu folgendem Ergebnis:

„In fast jedem vierten befragten Unternehmen (23 Prozent) liegt die Eigenkapitalquote (Eigenkapital bezogen auf Bilanzsumme) unter 10 Prozent; bei weiteren 31 Prozent der Unternehmen liegt sie zwischen 10 und 20 Prozent. Nur 25 Prozent der Befragten konnten während der vergangenen zwei Jahre ihre Eigenkapitalbasis verstärken; bei 22 Prozent fand sogar ein Eigenkapitalverzehr statt. Verständlich ist daher die Absicht von annähernd jedem zweiten Unternehmen (47 Prozent), die Eigenkapitalausstattung zu verbessern und dies möglichst aus dem Gewinn (89 Prozent). 13 Prozent denken dabei aber auch an eine Erweiterung des Eigentümerkreises und 1 Prozent an einen Börsengang.“

Anhand der v.g. Ergebnisse zeigt sich, dass gerade die fehlende Eigenkapitalausstattung sich immer mehr zum Problem für den Mittelstand entwickelt und durch Basel II noch größere Dimensionen annehmen dürfte. Es ist daher dringend anzuraten, dass sich der Mittelstand dieses Themas annimmt und bis spätestens 2003 für eine angemessene Eigenkapitalquote sorgt, die bei mindestens 40 % liegen sollte, um im zwangsläufig zunehmenden internationalen Wettbewerb weiterhin wettbewerbsfähig zu sein.

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