Konzept für die Betriebsnachfolge

Konzept für die Betriebsnachfolge

Mehrere tausend Unternehmen stehen in den nächsten Jahren zur Nachfolge an – gehört auch Ihr Unternehmen dazu? Wenn ja – haben Sie schon ein Konzept zur Übergabe erarbeitet? Sollten Sie hierauf mit „nein“ antworten müssen, dann sollten Sie sich darum baldigst bemühen, denn:

Sowohl private Banken als Genossenschaftsbanken und öffentlich-rechtliche Institute legen im Zuge des Unternehmensratings allergrößten Wert auf das Vorhandensein eines solchen Konzepts. Dies verwundert nicht, ist doch die Aussage über die Unternehmensfortführung für eine Bonitätsaussage ein entscheidendes Kriterium – gerade beim oftmals eigentümergeführten Mittelstand.

Bevor Sie an die konkrete Planung der Unternehmensübergabe herangehen können müssen Sie natürlich einen geeigneten Nachfolger finden, müssen sich u.U. mit Ihrer Familie verständigen, müssen steuer- und erbrechtliche Fragen klären und vieles mehr. Steht kein Nachfolger zur Verfügung, so ist darüber nachzudenken, ob man das Unternehmen als Ganzes oder in Teilen verkaufen will. All dies entscheidet sich natürlich nicht von heute auf morgen – vielmehr ist es ein Prozess, der über Jahre gehen kann.

Wollen Sie Ihr Unternehmen beispielsweise an einen Nachfolger übergeben, so sollten Sie durchaus fünf bis zehn Jahre für den gesamten Prozess der Übergabe einplanen – schließlich haben Sie Ihr Unternehmen auch nicht innerhalb eines Monats zu dem gemacht was es heute ist. Egal wie Ihr aktuelles Szenario aussieht, um eine Analyse Ihres Unternehmens kommen Sie nicht herum. Die dafür erforderlichen Daten und Fakten sollten Sie im Rahmen eines Due Diligence beschaffen und auswerten. Die dafür erforderlichen Daten und Fakten können sein:

Bereich Gesellschaftsvertrag und Beteiligungen

  • Aktueller Handelsregisterauszug, nicht vergessen auch noch nicht eingetragene Anmeldungen zum Handelsregister beizulegen
  • Verträge über die Gewährung von Darlehen durch die Gesellschaft an Gesellschafter (bzw. deren verbundene Unternehmen), Vereinbarungen zu stillen Gesellschaften
  • Aufstellungen über gewährte Gesellschafterdarlehen, über Bestellungen von Sicherheiten durch Gesellschafter (bzw. deren verbundene Unternehmen) für Verbindlichkeiten der Gesellschaft gegenüber Dritten
  • Aktueller Gesellschaftsvertrag zuzüglich Geschäftsordnung für die Geschäftsführung und – sofern zutreffend – Angaben betreffend Aufsichtsrat, Beirat, Verwaltungsrat oder vergleichbare Gremien
  • Vollständige Liste aller Gesellschafter unter Angabe der Geschäftsanteile, die treuhänderisch für Dritte gehalten werden, eventuelle Unterbeteiligungen, mögliche Stimmbindungsvereinbarungen
  • notarielle Urkunden über die Abtretung von Geschäftsanteilen sowie Belastungen der Geschäftsanteile, insbesondere Verpfändungen und Übertragungen
  • Bestehende Beherrschungs- und Ergebnisabführungsverträge oder andere Vereinbarungen
  • etc.

Bereich Betriebsstätten und Betriebsanlagen

  • Übersicht über alle Betriebsstätten des Unternehmens
  • Übersicht über die Grundstücke mit Katasterplänen in gültiger Fassung
  • Angaben über Anlagen im Eigentum des Unternehmens, an denen Sicherheiten für Dritte bestellt sind
  • Aufstellung aller Miet- und Leasingverträge bei Maschinen, Anlagen und Gegenständen der Betriebs- und Geschäftseinrichtungen
  • Miet-, Pacht- und Leasingverträge über Betriebsstätten
  • Übersicht über noch nicht erfüllte Verträge, über den Erwerb oder die Veräußerung von Grundstücken usw.
  • ggf. Baugenehmigungen
  • Übersicht zu Instandhaltungsaufwendungen
  • Angaben hinsichtlich möglicher Altlasten
  • etc.

Bereich rechtliche Sachverhalte

  • Übersicht über Patente, Markenrechte und die damit verbundenen Kosten (z.B. Patentpflege)
  • Übersicht von laufenden Lizenzverträgen (für das eigene Unternehmen)
  • Übersicht von Lizenzrechten für Dritte
  • etc.

Bereich Versicherungen

  • Vollständige Übersicht über alle abgeschlossenen Versicherungen
  • Darstellung der in den letzten fünf Jahren geltend gemachten Versicherungsansprüche
  • Darstellung der nicht durch Versicherungen gedeckten Risiken
  • etc.

Bereich Personalangelegenheiten

  • Liste aller Mitarbeiter des Unternehmens unter Angabe aller relevanten Informationen (z.B. Stellenbeschreibung, Vergütung, usw.)
  • Arbeitsverträge der Mitarbeiter
  • Übersicht über Sozialleistungen und Pensionszusagen an Mitarbeiter (Pensionspläne)
  • Vorlage Personalentwicklungsplan
  • Angaben zur Fluktuation, zum regionalen Arbeitsmarkt, etc.
  • Angaben zum Personalmarketing
  • etc.

Bereich Einkauf und Absatz

  • Aufstellung der wesentlichen Lieferanten, Kunden, etc.
  • Vorlage der Vereinbarungen mit Lieferanten und Abnehmern, Handelsvertretern, Kooperationen, Konsortialpartnerschaften, etc.
  • Detaillierte Übersicht über den Umsatz des Unternehmens in den letzten fünf abgeschlossenen Geschäftsjahren
  • Darstellung der wichtigsten Wettbewerber mit allen relevanten Daten (z.B. Benchmarkingergebnisse)
  • Aufstellung über laufende Großprojekte
  • etc.

Bereich Finanzsituation und Steuern

  • Jahresabschlüsse des Unternehmens (Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung und Anhang) sowie Lagebericht der Geschäftsführung und einer Darstellung relevanter Kennzahlen
  • Prüfberichte des Abschlussprüfers für die letzten drei abgeschlossenen Geschäftsjahre
  • Vollständige Darstellung aller Kreditverträge und deren Besicherung, Bürgschaften, Garantieverpflichtungen oder Sicherheitsleistungen usw.
  • Liste aller Bankkonten des Unternehmens unter Angabe des jeweiligen Saldos
  • Darstellung der Beziehung zu den Hausbanken
  • Informationen zum Ratingstatus des Unternehmens
  • Vorlage der letzten Steuererklärungen und Steuerbescheide, soweit erlassen, für alle Jahre, die noch nicht der Betriebsprüfung unterlegen haben
  • Vorlage des letzten Betriebsprüfungsberichts
  • Übersicht über alle in den letzten fünf Jahren erhaltenen öffentlichen Fördermittel und Zuschüsse
  • etc.

Rechtsstreitigkeiten

  • Vollständige Darstellung aller schwebenden oder drohenden Rechtsstreitigkeiten und Schiedsverfahren

Anhand dieser Daten und Unterlagen, die Ihnen übrigens innerhalb kürzester Frist zur Verfügung stehen sollten, können Sie sich einen ersten aber fundierten Überblick über Ihr Unternehmen verschaffen und damit beginnen Ihr Unternehmen zu bewerten.

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