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Bei Außenhandelsgeschäften sind Maßnahmen zur Exportfinanzierung ausschlaggebend, um Exportware fertigen, lagern und versenden zu können.
Wer als Unternehmer zum ersten Mal Waren ins Ausland verkaufen möchte, stellt sich oftmals Fragen hinsichtlich der Finanzierungsmaßnahmen in Bezug auf Herstellung, Einkauf oder Versand. Sinnvoll ist es, sich im Vorfeld über die Exportfinanzierung und ihre Vorzüge sowie Risiken zu informieren.
Was versteht man unter der Exportfinanzierung?
Deutschland gehört zu den größten Exportländern weltweit und ist stark in die globalen Lieferketten integriert. Abhängig von Art und Volumen der Bestellung kann es vorkommen, dass der Lagerbestand des Unternehmens nicht ausreicht. Handelt es sich um eine kundenspezifische Anfertigung, ist ebenfalls mit vorgestreckten Kosten zu rechnen. Sind keine ausreichenden liquiden Mittel vorhanden, können diese nicht finanziert werden. Schlimmstenfalls bricht dadurch der Auftrag weg. Damit das nicht geschieht, empfiehlt sich eine solide Exportfinanzierung. Diese ist auch unter der Bezeichnung Außenhandelsfinanzierung bekannt.
Der Begriff fasst alle Finanzierungsmaßnahmen zusammen, die man als Exporteur für die Produktion der Exportgüter trifft. Ebenso kommen sie zur Verringerung oder Ausschaltung der Risiken im Auslandsgeschäft zum Einsatz. Das Feld der Exportfinanzierung umfasst jedoch auch viele weitere Aufgabenfelder:
- Beschaffung von Fremdkapital
- Vorfinanzierung für Fertigung und Einkauf
- Transportfinanzierung
- Einhaltung des Zahlungsziels
Zusätzlich werden dabei weitere Aspekte finanziert, die direkt aus dem Exportgeschäft resultieren. Darunter fallen Beispiele wie die Lagerung oder die Versicherung der Exportware.
Soll mit Exporten Geld verdient werden, dient die Exportfinanzierung nicht nur der Warenfinanzierung, sondern auch der Risikoabsicherung. Im Sinne der Lieferungs- und Zahlungsbedingungen, die mit den Kunden ausgehandelt werden, besitzt sie ebenfalls eine akquisitorische Wirkung.
Welche Arten der Exportfinanzierung lassen sich unterscheiden?
Grundsätzlich kann zwischen kurzfristiger, mittel- oder langfristiger Exportfinanzierung gewählt werden. Erstere umfasst beispielsweise:
- Wechselkredite,
- Akzeptkredite,
- Lombardkredite und
- kurzfristige Eurokredite.
Auch eine Vorauszahlung, Zessionskredite genannte Bankkredite und Bankgarantien fallen in diesen Bereich. Weitere Beispiele bestehen in Akkreditiven, Factoring oder Devisentermingeschäften. Zu den mittel- und langfristigen Exportfinanzierungen zählen Instrumente wie Lieferantenkredite oder Darlehen von Spezialinstituten. Speziell beim Export von Investitionsgütern finden die unterschiedlichen Formen der mittel- und langfristigen Finanzierungsmethoden Anwendung.
INFO: Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls der Finanzierung beim Export in Wirtschaftsländern ist normalerweise gering. Verkauft das Unternehmen seine Waren per Kredit in Schwellen- und Entwicklungsländer, kann das Risiko jedoch steigen. Um dennoch den Verkauf der Exportfinanzierung zu ermöglichen, bewahren sogenannte Exportkreditagenturen die beteiligten Unternehmen vor einem Zahlungsausfall.
Welche Risiken können beim Außenhandel entstehen?
Gründe für den Export gibt es viele. Beispielsweise erschließen sich Unternehmen auf die Weise neue Absatzmärkte und diversifizieren ihren Kundenkreis. Kann im Inland die Kapazitätsauslastung nicht mehr gewährleitet werden, besteht die Möglichkeit, im Ausland neue Abnehmer zu finden. Ebenso kommt es vor, dass wichtige Kunden ihren Sitz außerhalb Deutschlands haben und der Außenhandel damit für die Unternehmensentwicklung unverzichtbar ist. Obgleich der Export für Firmen viele Vorteile bringen kann, geht er mit deutlich mehr Risiken als Inlandsgeschäfte einher.
Zu diesen Risiken gehört beispielsweise auch die Entfernung zum Kunden. Während des Transports kann es zu Schäden kommen. Auch kulturelle Unterschiede und Kommunikationsschwierigkeiten beeinträchtigen unter Umständen den Handelserfolg. Ebenso können politische Aspekte ein Risiko darstellen. So kann das Importland neben Einfuhrverboten auch mit einem Embargo oder Boykott belastet sein. Kriege und politische Unruhen erschweren den Außenhandel gleichermaßen wie Währungsrisiken. Letztere umfassen insbesondere Kursschwankungen. Länderrisiken lassen sich in den KTZM-Risiken zusammenfassen:
- Konvertierungsverbot,
- Transferverbot,
- Zahlungsstopp,
- Moratorium.
Des Weiteren existieren für Exporteure Abnahme- und Bonitätsrisiken. Nehmen die Kunden im Ausland die Exportwaren nicht an, müssen sich die Unternehmen um deren Rücktransport kümmern. Das bedeutet, dass ohne zusätzlichen Gewinn Kosten entstehen. Diese steigen, wenn die Ware nach dem Rücklauf nicht mehr brauchbar ist. Dieser Fall trifft beispielsweise bei verderblichen Gütern ein. Die Exportfinanzierung bei einem erfahrenen Finanzdienstleister, einer Agentur oder einer Bank hilft dabei, dieses Risiko abzudecken.
Welche Voraussetzungen existieren für die Exportfinanzierung?
Bevor die Exportfinanzierung stattfinden und der Ausfallschutz greifen kann, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu gehört zunächst ein gültiger Liefervertrag zwischen dem Unternehmen und dem Käufer. Des Weiteren sollte schriftlich festgelegt werden, dass der Auftragswert zumindest teilweise finanziert werden soll. Möchte der Unternehmer eine von der ECA-gedeckte Exportfinanzierung in Anspruch nehmen, muss der Vertrag konform mit den Punkten des OECD-Konsens sein. In diesem finden sich mehrere Leitlinien, die bei einer gültigen und ausfallschützenden Finanzierung eine Rolle spielen. Beispielsweise deckt die Exportfinanzierung höchstens 85 Prozent des Auftragswerts ab. Ein weiterer wichtiger Faktor: Das Unternehmen muss über ausreichend Bonität verfügen.
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